Geschlossene Fensterläden


Bei einem Haus ist ein Fensterladen ein recht nützliches Ding. Fensterläden schützen vor Wind und Wetter und helfen abends beim Verdunkeln. Sie werden abends geschlossen und am nächsten Morgen wieder für den Tag geöffnet. Wenn es sich nicht gerade um einen Fensterladen handelt, der nur zur Zierde angebracht wurde, dann geht das jahrein, jahraus und mit dem Haus werden die Fensterläden alt.


Ich habe über mehrere Jahre hinweg eine besondere Art von geschlossenen Fensterläden fotografiert und dokumentiert.


In der  Nördlinger Altstadt, sind mir Fensterläden an Häusern aufgefallen, die den Anschein erweckten, schon lange nicht mehr geöffnet worden zu sein. Im Gespräch mit den Nachbarn  habe ich erfahren, daß diese Häuser so in die Jahre gekommen seien, daß sich eine Renovierung nicht mehr lohne. Oft genug stehen diese Gebäude unter Denkmalschutz. Die hohen Auflagen der Behörde machen eine Sanierung durch die Eigentümer oft unbezahlbar. Da ein Abriss aber nicht gestattet ist, werden die Häuser oft bewußt dem Verfall hin gegeben. So vergammeln die Häuser, werden marode und setzen Patina an.


In dieser Phase des Niedergangs bekommt das Mauerwerk und die Fensterläden eine besondere Farbigkeit mit einem faszinierenden Tonwertumfang. Dieser morbide Charme hat es mir bei meinen Fotografien angetan. Ich habe ganz bewusst das Hausdetail „geschlossener Fensterladen“ gewählt. Es ist für mich die Metapher für „Augen schließen“ vor dem Dahinscheiden.


Irgendwann werden die Häuser dann so baufällig, daß sie zum  Sicherheitsrisiko werden. Dann steht einem Abriss meist nichts mehr im Wege. Ein besonderer Glücksfall ist, wenn sich doch noch ein Liebhaber findet, der den alten Gemäuern wieder Leben einhaucht.